VHS Delmenhorst

Politik - Gesellschaft 9 Dr. Grit Fisser Programmbereichsleitung Telefon 04221-98180-2467 politik@vhs-delmenhorst.de Beratungsstunden: nach Vereinbarung Politik - Gesellschaft 8 Das gesamte Kursprogramm für den Bereich Gesellschaft finden Sie unter www.vhs-delmenhorst.de/gesellschaft www.vhs-delmenhorst.de/gesellschaft Politische und gesell- schaftliche Themen......9 Verbraucherfragen...... 12 Umwelt......................... 13 Politik und Gesellschaft - wissen, was früher geschah und heute passiert!- Die vhs Delmenhorst ist ein demokratischer Ort des sozialen und politischen Lernens. In diesem Programmbereich möchten wir Sie immer wieder einladen, die Vergangenheit zu erkunden, die Gegenwart besser zu verstehen und aktuelle Entwicklungen in den Blick zu nehmen. Unsere Veranstaltungen sind geprägt von einem offenen und wertschätzenden Austausch. Sie sollen die persönliche Meinungsbildung anregen und die eigene Urteilsfähigkeit stärken. Neben einigen Veranstaltungen aus dem Spektrum des Verbraucherschutzes sowie Onlinevorträgen aus der Reihe vhsWissenlive bietet der Fachbereich wieder Formate, die eine gesellschaftliche Vielfalt stärken. Das Thema Antisemitismusprävention wird mit gleich zwei hochkarätigen Lesungen aufgenommen, und in der interkulturellen Woche beschäftigen wir uns mit dem Themenfeld des alltäglichen Rassismus sowie Arbeitsmarktchancen zugewanderter Frauen. Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Austausch, gegenseitiges Lernen und wertschätzende Diskussionen. Politische und gesellschaftliche Themen Lesung Burak Yilmaz: „Ehrensache - Kämpfen gegen Judenhass“ „Der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus beginnt im eigenen Kopf“, sagt Burak Yilmaz. Er wuchs in Duisburg auf, postmigrantisch. Sein Bildungsweg – katholisches Elitegymnasium, Koranschule, Universität – durchkreuzt Milieus, seine Arbeit gefährliche Überzeugungen: Als Reaktion auf den Antisemitismus in seinem Jugendzentrum organisiert er Fahrten nach Auschwitz mit muslimischen Teenagern. Ein Gemisch aus Schmerz, Enttäuschung, Zugehörigkeit entsteht… Sein Buch „Ehrensache“ ist ein Zeugnis gegen den Hass, ein einzigartiger Lebensbericht und der Vorstoß an einen neuralgischen Punkt der deutschen Öffentlichkeit. »Ein engagierter Experte für Antisemitismus, Erinnerungskultur und Islamismus. Jedes Jahr fährt er mit jungen Muslimen nach Auschwitz, um die Folgen von Rassismus zu verdeutlichen. Seine Arbeit macht deutlich: In Deutschland gibt es kein Ende des Erinnerns.« Frank-Walter Steinmeier Burak Yilmaz, 1987 als Sohn türkischkurdischer Eltern in Duisburg geboren, lebt als selbstständiger Pädagoge in seiner Heimatstadt. Er initiierte u.a. das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ und leitet die Theatergruppe „Die Blickwandler“. Für sein vielfältiges Engagement gegen Antisemitismus und für eine inklusive Erinnerungskultur wurde ihm aus den Händen Frank-Walter Steinmeiers das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Delmenhorst statt und wird gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Kursnummer: 24B1105 Burak Yilmaz Mittwoch, 23.10.2024, 19.00 - 20.30 Uhr vhs, Am Turbinenhaus 11, Raum 08 entgeltfrei (Anmeldung erforderlich) Anette Melerski und Grit Fisser im Gespräch mit Burak Yilmaz In Ihrem Buch “Ehrensache: Kämpfen gegen Judenhass” sprechen Sie über Antisemitismus unter Muslimen. Sie arbeiten als Pädagoge vor allem mit Jugendlichen. Was hat den Impuls für Ihr Engagement gegeben? Ich habe damals im Jugendzentrum gearbeitet und es fielen sehr oft antisemitische Witze. Das waren die ersten Gespräche zu diesem Thema, an die ich mich erinnern kann. Später hatte ich eine muslimische Jugendgruppe, die von ihrer Schule aus von Gedenkstättenfahrten ausgeschlossen wurden, mit dem Generalverdacht: Alle Muslime sind antisemitisch – und folglich werden sie sich in einer Gedenkstätte auch so benehmen. Für diejenigen, die dann nicht mitfahren durften, habe ich das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“ gegründet, damit sie die Möglichkeit haben, diesen Ort zu besuchen. Welche Kernerfahrungen ziehen Sie aus diesem Projekt? Dass Veränderungen möglich sind. Dass die Dinge nicht in Stein gemeißelt sind, sondern jede einzelne Person handlungsfähig ist, um Rassismus und Antisemitismus zu bekämpfen. Wir sind nicht ohnmächtig gegen diesen Hass. Ich nehme aber auch eine negative Erfahrung mit: Diese Arbeit wurde nie strukturell unterstützt. Weder von der Politik noch von der Stadt Duisburg. Das haben die Jugendlichen aus Marxloh, die ich betreute, selbst immer wieder angeprangert. Auf der einen Seite haben sie recht, wenn sie sagen: Guck mal, die wollen uns doch eh nicht haben. Aber auf der anderen Seite haben sie verstanden: Wir müssen uns selbst helfen und uns gegenseitig unterstützen. Wie stark nehmen sie wachsenden Antisemitismus in Klassenzimmern wahr und wie geht man damit um? Gesamtgesellschaftlich ist der Antisemitismus stärker geworden. Sehr viele Tabus sind gefallen, die Grenze des Sagbaren wurde nicht nur von Rechtsextremen immer wieder verschoben, sondern auch die Mitte der Gesellschaft hat keine klare Brandmauer nach rechts. In der Klasse kann man vieles tun: Biografiearbeit, Wissen vermitteln, Begegnungen schaffen. Gerade in der Schule sollte man kritisches Denken lernen. Wie hilft Biographiearbeit in Ihrem Ansatz zur Bekämpfung von Antisemitismus? Der Kampf gegen Antisemitismus beginnt in meinem eigenen Kopf. Das ist das, was Biografiearbeit bedeutet. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit meiner Sozialisation, wann und wie man Vorurteile gelernt hat, welchen persönlichen Bezug ich zu diesem Thema habe – auch familiär. Anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen, beginne ich bei mir selbst. Denn wenn ich möchte, dass sich die Gesellschaft ändert, muss ich den ersten Schritt machen. Vielen Dank für diese ersten Eindrücke - mehr werden wir dann bei Ihrer Lesung erfahren.

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