Politik - Gesellschaft Politik - Gesellschaft 6 7 Szenische Lesung „NACHBARN – sie waren Freunde, gute sogar“ Kaum ein Thema steht derzeit so stark im Fokus der öffentlichen Diskussion wie der Umgang mit Populist:innen und Extremist:innen. Wie soll man reagieren, wenn Freund:innen oder Verwandte plötzlich populistische Parolen oder Verschwörungstheorien verbreiten? Die szenische Lesung des deutschitalienischen Autors Antonio Umberto Riccò greift diese Frage auf und erzählt die Geschichte eines Landes, in dem Nationalpopulist:innen die Wahlen gewonnen haben. Auf demokratischem Wege an die Macht gelangt, leiten sie schrittweise den Übergang zu einer „autoritären Demokratie“ ein. Bei vorgezogenen Neuwahlen befürchten viele, dass ein erneuter Sieg das Ende der Demokratie bedeuten könnte. In dieser angespannten Lage begegnen sich zwei ehemalige Nachbarn und Freunde, gespielt von Christine und Jochen Gerner vom „Spielkreis Theater Matthiaskirche e.V.“ aus Hannover. Die Handlung ist fiktiv, spiegelt jedoch reale Entwicklungen populistischer Regierungen wider. Seit elf Jahren präsentiert die Theatergruppe Stücke von Antonio Umberto Riccò zu den Themen Flucht, Migration und Frieden. Die Zusammenarbeit begann 2013 mit der Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“, die bereits über vierhundertmal aufgeführt wurde. Im Anschluss an die Lesung findet ein offenes Gespräch mit Deniz Kurku (MdL) und dem Autoren statt. Kursnummer: 25A1102 Antonio Umberto Riccò Dienstag, 22.04.2025, 19.00 - 21.00 Uhr vhs, Am Turbinenhaus 11, Raum 8 3 UStd., entgeltfrei (Anmeldung erforderlich) Widerstand gegen die Nazis – auch in Delmenhorst Vor 125 Jahren hat Wilhelm Schroers, der Gründer der vhs Delmenhorst, in Bremen das Licht der Welt erblickt. Seine Lebenserinnerungen, die er der Nachwelt schriftlich überliefert hat, sind mittlerweile erschienen. Nachdem 2018 ein Buch die Jahre 1933 bis 1945 umfasste, ist Anfang des Jahres 2025 eine überarbeitete und damit vollständige Fassung der Lebenserinnerungen aus dem Zeitraum 1933 bis 1945 in gedruckter Form erschienen. Aber auch die Zeit von 1900 bis 1932 hatte Wilhelms Schroers akribisch auf- und nachgezeichnet. Auch dieser Band liegt nun in gedruckter Form vor. Wie hat Wilhelms Schroers in den 70er- Jahren des letzten Jahrhunderts den Widerstand gegen den Faschismus beurteilt? Bei all den Fakten, den Gefühlen und den Gedanken, aber auch den Ängsten, die Schroers über sein Leben bis 1945 beschrieben hat, gerät leicht in Vergessenheit, dass Wilhelm Schroers nach 1945 eine bedeutende Rolle in Delmenhorst gespielt hat. Dazu gibt es viele schriftliche Nachweise, aber mittlerweile auch die Auswertung von Tonbandaufnahmen, die aus der Zeit von 1972 bis 1974 stammen, als die Delmenhorster Rundschau und das dahinter stehende Reaktionsteam, welches gewerkschaftlich stark verankert war, sich mit dem Thema „Widerstand“ in Delmenhorst in mehreren Ausgaben befasste. Diese Interviews, aufgezeichnet mit dem Kassettenrekorder, in denen es einen Austausch zwischen Wilhelm Schroers und dem Gewerkschaftssekretär Helmut Kinny gab, sind bei den Recherchen über den Lebensabschnitt von 1900 bis 1933 aufgetaucht und digitalisiert worden. Die Transkription dieser Gespräche ist die Grundlage dieses Vortrags. Die Veranstaltung kann kostenlos besucht werden, eine Anmeldung ist aus organisatorischen Gründen erwünscht. Kursnummer: 25A1104 Hans-Joachim Olczyk Mittwoch, 11.06.2025, 18.30 - 20.00 Uhr vhs, Am Turbinenhaus 11, Raum 3 2 UStd., entgeltfrei Spurensuche Arbeitskreis für Frauen um 70 Dieser Arbeitskreis beschäftigt sich mit dem Zeitgeschehen: Wir wollen aktuelle Themen aufgreifen, sie diskutieren und nach den Spuren suchen, die zu diesen Ereignissen und Strömungen geführt haben. Und wir wollen hinterfragen, was das alles mit uns zu tun hat und wie wir damit umgehen und vielleicht auch etwas verändern können. Die Themen werden u. a. von den Teilnehmerinnen vorgeschlagen und ausgewählt. Kursnummer: 25A1204 Hanna Behrens 8 x donnerstags, 09.30 - 11.45 Uhr ab 06.02.2025 Musikschule, Schulstraße, Raum 4 24 UStd., 37,10 € Plattdeutsche Landkultur - un wat is egentlich plattdüütsch? An drei Kursabenden berichtet Barbara Stolberg über plattdeutsche Kultur, die Herkunft sowie die Eigenarten dieser besonderen Sprache. Woher kommt plattdeutsch un wat is egentlich plattdüütsch? Eine kurze Strecke in lockerer Form bietet einen Einstieg in die plattdeutsche Sprache; plattdeutsch hier ist nicht gleich plattdeutsch da. Welche Bedeutung hat die plattdeutsche Sprache in der Gesellschaft? Wir laden ein zur Kaffeetafel gehobenen gediegenen Stils vergangener Zeit. Was können wir uns darunter vorstellen? Ein apart gedeckter Tisch, Sammeltassen sowieso und Süßspeisen, die es nicht alltäglich zu kaufen gibt. Ablauf, Zutaten und die Art der Kommunikation mit entsprechender Haltung werden Thema sein. Mit Augenzwinkern und Anekdoten zum Schmunzeln wird in diesem Zuge auch vom weiblichen Platt dieser Nachmittage gesprochen. So waren der Inhalt der Handtasche und die Sitzordnung bei Tisch nie unwichtig. Schließlich wird noch vorgestellt, wie eine Grußkarte in Sütterlinschrift - natürlich mit plattdeutschem Text – entstehen kann. Eine Kooperation mit St. Polycarpus Gilde von 1454 e.V. Delmenhorst. Die Veranstaltung kann kostenfrei besucht werden, um eine Anmeldung wird jedoch gebeten. Kursnummer: 25A1108 E. Barbara Stolberg 3 x mittwochs, 19.02., 23.04. und 18.06.2025, jeweils 17.00 - 18.30 Uhr vhs, Am Turbinenhaus 11, Raum 3 6 UStd., entgeltfrei Interview mit einigen Kursteilnehmerinnen des Kurses „Spurensuche – Arbeitskreis für Frauen um 70“ und der Kursleiterin Hanna Behrens. Die Antworten der Teilnehmerinnen (TN) wurden zusammengefasst. Ihr Kurs besteht nun schon seit etwa 30 Jahren. Ursprünglich haben Sie als Biographie-Workshop begonnen, um die Lebensphase von Frauen kurz vor oder in der Rente zu beleuchten, für Frauen, die sagten „das kann doch nun nicht alles gewesen sein“. Wie hat es sich dann zu diesem „Dauerbrenner“ der vhs entwickelt? Hanna Behrens: Der ursprüngliche Kurs war kurz vor Weihnachten Ende der 80er zu Ende und alle Teilnehmerinnen wollten weitermachen. Dann haben wir einen Arbeitskreis daraus gemacht, weitere drei Jahre ausschließlich Biographiearbeit gemacht und dann ging es weiter bis heute. Teilnehmerinnen: Wir sprechen und arbeiten zu ganz unterschiedlichen Themen. Früher fuhren wir einmal im Semester auch zusammen nach Tossens. Heute nicht mehr so regelmäßig, aber wenn mal wieder alle wollen. Und diese Fahrten haben wir immer unter ein Thema gestellt, eher philosophisch, zum Beispiel: Was ist Neid? Dieses Jahr haben Sie im Kurs ein Buch herausgebracht. Hier haben Sie persönliche Lebenserinnerungen aus dem Kurs zusammengetragen. Können Sie mir etwas über den Prozess erzählen? TN: Es handelt sich ja um sehr unterschiedliche Geschichten, z. B. von Vertreibung, den ganzen Folgen des Krieges oder auch Wendegeschichten. Es war ein längerer Prozess, bis alle wussten, was sie teilen möchten und bis auch alle wieder erlernt hatten, Erlebnisse zu verschriftlichen. Es ist nicht sofort auf ungeteilte Begeisterung gestoßen. Aber die gemeinsam Arbeit daran hat viel Freude gemacht und wertvolle Ergebnisse zutage gebracht. Drei Tage hat die Gruppe in Tossens dazu gearbeitet. Hier ist auch das Titelbild entstanden. Und so hat der gesamte Prozess zwei Jahre gedauert – es war eine gute Zeit, ein gutes Arbeiten. Jede hat beigetragen, was sie wollte und konnte. Aber wir haben ja auch nicht in jeder Sitzung nur daran gearbeitet. Mit welchen Themen wollen Sie sich in der kommenden Zeit im Kurs beschäftigen? TN: Wir haben ein Brainstorming gemacht - eine Liste mit mindestens zehn Themen ist entstanden. Z. B. Vorzüge des Alters, Beziehung von Müttern, Großmüttern und Töchtern, Kolonialzeit in Bremen, Fortschritt der Technik - was ist jetzt wichtig? Hanna Behrens: Viele sagen immer, dass sie sich in der Tiefe nirgendwo anders über Themen unterhalten können. In wertschätzender Atmosphäre, in der respektvoll und unter bestimmten Regeln, aber frei von Vorurteilen, miteinander gesprochen werden kann. TN: Wir sagen immer: Wenn alle wüssten, was wir hier Tolles machen, da würden sie alle Schlange stehen (alle lachen). Vielen Dank für unser schönes, kurzweiliges Gespräch. Durch Ihr Buch können interessierte Personen im Café miteinander der vhs blättern, und neue Teilnehmerinnen sind immer herzlich willkommen. Albert Goldenstedt: Ein Delmenhorster im antifaschistischen Widerstand Vortrag und Lesung Dieser Vortrag über Albert Goldenstedt fokussiert im ersten Teil seine familialen Zusammenhänge, seinen beruflichen Werdegang und seine politischen Aktivitäten ab 1933. Albert Goldenstedt wurde in eine kinderreiche Arbeiterfamilie hineingeboren; der Vater arbeitete in der Fettfabrik auf der Nordwolle. Aufgrund überdurchschnittlicher Leistungen erhielt Albert Goldenstedt ein Stipendium aus dem Hackfeldschen Marienfonds, das ihm nach seiner Gesellenprüfung ein Studium an der höheren Technischen Lehranstalt in Oldenburg ermöglichte. Wegen politischer Agitation für die KPD wurde er während des laufenden Studiums verhaftet. Ende 1934 kam er in Oldenburg in „Schutzhaft“ und stand nach seiner Entlassung fortan unter der Aufsicht der Gestapo. Im zweiten und dritten Teil des Vortrages geht es dann um Goldenstedts Zeit im Exil mit verschiedenen Stationen, sowie um seinen Prozess am 6. Juni 1941 vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht, wo er wegen „fortgesetzter Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu sechs Jahren Zuchthausstrafe in Bremen– Oslebshausen verurteilt wurde. Die deutsche Reichsbürgerschaft war ihm bereits 1937 aberkannt worden. Im letzten Teil wird Goldenstedts Einzug in die Strafdivision 999 dargestellt, seine Kriegsgefangenschaft in Ägypten und Großbritannien und sein beruflicher Werdegang ab 1946. Die Veranstaltung kann kostenlos besucht werden, eine Anmeldung ist aus organisatorischen Gründen erwünscht. Kursnummer: 25A1106 Christiane Goldenstedt Donnerstag, 24.04.2025, 18.30 - 20.00 Uhr vhs, Am Turbinenhaus 11, Raum 8 2 UStd., entgeltfrei Diese beiden Veranstaltungen sind Teil einer Vortragsreihe in Kooperation mit dem Breiten Bündnis gegen Rechts Delmenhorst, zu lokalen Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus. Teilnehmerinnen mit Dozentin Hanna Behrens (1.v.l.) © vhs Delmenhorst
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